Von wegen, am 27. Dezember ist es vorbei mit der Weihnachtlichkeit des Jahres. Hier im Süden ist erst der Tag der Heiligen drei Könige im Januar das eigentliche Weihnachten. So lange lassen viele Familien in Deutschland im übrigen auch ihren Weihnachtsbaum stehen. Am 5. Januar werden auf Mallorca besagte Könige in feierlichen Umzügen willkommen geheissen. Die Geschenke für die Kinder werden dann am 6. Januar ausgepackt (Día de Reyes). Also erst jetzt meine Eindrücke besonders im Wechselspiel alter und neuer Heimat.
Die Adventszeit im Vergleich erlebte ich im Dezember: Für einen Social Media Workshop reiste ich nach Göttingen, um anschliessend drei Tage Blockseminar an der Münchner Privathochschule Campus M21 zu geben. Zuvor kam uns hier auf Mallorca bei blauem Himmel, Sonnenschein und Temperaturen über Null kaum Weihnachtliches in den Sinn. Meine Sinne wurden sogleich rot-weiss, glitzernd und golden geflutet als ich in Deutschland ankam.
Gut, unser Städtchen Santanyí hängt wie viele andere Orte auf Mallorca in der Innenstadt „christmas decoration“ auf, die die dunkle Nächte sanft beleuchtet. „Bones Festes“ (Frohes Fest) oder „Feliç Nadal“ (Frohe Weihnachten) ziert die Ortseingänge. Und ja, die Läden im Flughafen Barcelona auf meiner etwas aufwändigeren Anreise im Winterflugplan setzten Weihnachtsgeschenke in Szene. Kein Vergleich jedoch zu der leuchtenden Pracht in Göttingen oder München.
- Santanyí Weihnachtsleuchten
- Rathaus Santanyí
- Dudelsackspieler vor la Giganta María Ramis
Achja, Weihnachtsmärkte gibt es hier auch auf der Insel: Ein größerer wird zur Adventszeit zum Beispiel in Palma de Mallorca auf dem Plaça Major aufgebaut. Das ist ein angenehmer Handwerks-/Kleinkunstmarkt mit ein bisschen weihnachtlicher Deko – kein Vergleich mit den üppigen „Weihnachtsdörfern“, die in deutschen Innenstädten gastieren. Daneben gibt es in vielen Städten Weihnachtsmärkte bis zum Dreikönigstag oder nur an einem Wochenende – die hiesigen deutschsprachigen Medien helfen, die Termine nicht zu verpassen.
In Europa, aber anders
Im Vergleich zu Deutschland fiel mir, als ich wieder zurück kam, besonders auf:
- Es weht kein eisiger Wind durch die Strassen
- Sattes Grün strahlt mir von den Feldern und Sträuchern entgegen
- Gelbe und weisse Blüten geben den Wiesen einen Frühlings-Anstrich
- Schafe mit Lämmern und Schweine mit Ferkeln tollen auf den Weiden herum
- Im Radio gibt es nur hin und wieder mal einen Weihnachts-Song, selbst auf dem deutschsprachigen Inselradio-Sender für „die schönste Insel der Welt“
- In den Städtchen riecht es an vielen Ecken nach Kaminholz
- Wenig bis gar keine aufdringliche „Kaufen, kaufen, kaufen“-Dekoration in und an den Läden
- Statt Nikoläusen oder Santa Claus klettern hier ab und zu die drei Könige die Fassade hoch
- Meine Lippen sind aufgrund der höheren Luftfeuchte nicht mehr trocken
- Die Mandarinen, Orangen und Zitronen im Garten reifen und können geerntet werden – köstlich!
- Es geht hier kurz nach Heiligabend am 28.12. zu wie bei uns zum 1. April!
Am 28. Dezember 2014 verbreiteten alle Medien die Nachricht, dass künftig Bauvorhaben im Nordosten Mallorcas gefördert werden müssen, damit die Insel im Südwesten nicht weiter ins Meer kippt. Wie? Reingefallen!
Eine typische „Ente“ zum Día de los Santos Inocentes, dem Tag der unschuldigen Kinder (religiöser Ursprung siehe Wikipedia-Eintrag). Inocente bedeutet auch dumm, naiv; und mit inocentada (Dummheit) werden die Aprilscherze bezeichnet…
Von Krippen, Neules und Tannenbäumen
Über die landestypische Dekoration zur Weihnachtszeit, die „Neules de papel“, las ich im Blog Postcards from the real Mallorca“. Da viele Häuser die Persianer (Fensterläden) geschlossen halten – im Sommer halten sie die Hitze draussen, im Winter isolieren sie – sieht man von aussen wenig Neules.
Als wir mit dem Weihnachtsbesuch den wundervollen Blick vom Santuario de San Salvador genossen, habe ich einige der Neules in der Kirche fotografiert. In Valdemossa entdeckten wir ebenso an einigen Fensterscheiben die weissen Scherenschnitte. Falls ihr die Krippe in der Kirche von Sant Salvador nicht gefunden habt: Die aufgebaute Landschaft ist nur durch kleine Glasfenster mit Vergrößerungseffekt betrachtbar (beim Eingang rechts).
Apropos christmas decoration: Ein Tannenbaum in der Wohnung zu Weihnachten ist keine Tradition in Spanien – hier sind es die Weihnachts-Krippen. Ähnlich wie sich der rot-weisse Weihnachtsmann aus den USA neben das Christkind in die europäische Weihnachtszeit drängte, ist auch der geschmückte Christbaum hier und da eingezogen. In vielen Städten auf Mallorca geht man auf öffentlichen Plätzen recht kreativ mit dem Thema Weihnachtsbaum um. Einige Beispiele haben wir in den Fotos festgehalten: Portocristo, Portocolom, Santanyí und Valdemossa.
Falls ihr weitere Beispiele für interessante öffentliche Tannenbäume der Welt habt – gerne im Kommentar verlinken! Ich bin gespannt.
Prosit Neujahr
Sylvester feierten wir bei klarem Wetter mit vielen Bewohnern des Städtchens auf dem Plaça Major in Santanyí. Nach den obligatorischen Trauben zu jedem Glockenschlag begrüsste ein Feuerwerk das Neue Jahr. Aufgepasst: Es gelten erst die Glockenschläge ab Mitternacht! Mit Live-DJ und -DJane tanzten wir in die ersten Stunden 2015.
Feliç Any Nou – Frohes Neues Jahr wünschen wir euch!
2015/01/17 um 22:58
Euch beiden auch ein wunderschönes neues Jahr auf Mallorca und ich freu mich auf viele weitere lustige und wunderbar schön vergleichende Artikel von euch.
Wird sicher noch ein bisschen Zeit brauchen bis ihr den Unterschied nicht mehr wahrnehmt und als „normal“ anseht.
Wie zum Beispiel weihnachtsmärkte ohne kalten Wind…. Oder keine Xmas songs“ Rudolf the red nose reindeer“ …oder oder oder
Alles Gute
Rainer R.
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2015/01/18 um 01:07
Ach ja, haben wir ja fast vergessen. Bei der großen Ankunft der heiligen 3 Könige in Palma waren dieses Jahr 180.000 Leute am Strassenrand und es wurden 6 Tonnen Kamelle geworfen. Das erinnert dann wieder an den Karneval in Köln :-)
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