Ja, da denkt man so unschuldig: „Wenn Dir einer in der EU Dein Fahrzeug kaputt macht, ist das ja kein Problem; wir sind ja alle versichert.“ Stimmt auch fast, aber eben nur fast. Hier ein kleiner Bericht über meine Erlebnisse vom Anfang diesen Jahres auf Mallorca. Warum ich das im erst Juni schreibe? Das verrate ich am Ende des Dramas in 5 Akten…
1. Akt – Umfall
Meine Maschine, eine 1200er Ducati Multistrada mit nicht unerheblicher Größe, stand legal und platzsparend vor unserem Haus geparkt. Zugegeben, unsere Strasse ist da sehr eng, aber sie stand im Windschatten eines R4. Wenn ein Auto an dem vorbei kommt, dann auch an der Multi. Davor war kein legaler Parkplatz mehr und es ist sowieso viel zu eng zum Parken eines Autos, also alles in bester Ordnung.
Bis am 5. Januar morgens einer unserer Nachbarn an der Tür klopfte und mir mitteilte, dass jemand das Motorrad umgefahren hat. Ich konnt’s ja erst nicht glauben, aber als ich den Kopf rausgestreckt habe, stand da die Maschine etwas anders als vorher, mit herabhängendem Seitenständer und einigen Kratzern.
- Kratzer am Tank
- Seitenständer fehlt
- Der Kupplungshebel in kurz
WTF, wie ist das denn passiert? Der R4 war doch noch da, wie geht das? Da kam auch schon der Verursacher, der gerade sein Auto die Strasse runter geparkt hatte, damit wieder Platz für die anderen ist. Er hat sich vielmals entschuldigt, und sofort gesagt: „Kein Problem, ist ja versichert. Wir fahren gleich mal zu meiner Versicherung und klären das.“
2. Akt – Versichert? Aber sicher
Und hier fängt das Drama, oder nennen wir es mal Dramasita, weil so ganz groß ist es nicht, an.
Der Makler war nicht da; er hatte quasi einen Brückentag genommen, da am 6. Januar hier großer Feiertag ist (da gibt es die Weihnachtsgeschenke von den Heiligen 3 Königen). Also für den übernächsten Tag, am Mittwoch, verabredet.
Alle waren zum Termin im Büro des Maklers, dieser war auch sehr freundlich und füllte den Unfallberichtsbogen für uns aus, den wir beide unterschrieben haben. Alles Bueno … dachte ich.
Jetzt trat jedoch der Amtsschimmel auf den Plan. Die Ducati war nämlich noch immer in Deutschland zugelassen; der Amtsschimmel, der die Papiere umschreiben sollte – was wohl mit Hufen nicht so einfach ist – wieherte hier bis Mitte Februar. Und das ist der Knackpunkt für viele Wiehereien und Zuständigkeitsprobleme.
3. Akt – Andere Länder – andere Versicherungssitten
Das Problem ist nämlich schlicht die unterschiedliche Vorgehensweise in Spanien. Hier melde ich meinen Schaden meiner Versicherung und der Unfallgegner seinen der seinigen. Und die Versicherungen einigen sich dann untereinander. Also würde zunächst mal meine Versicherung meinen Schaden zahlen und die Sache wäre für mich erledigt. Da ich aber noch bei einer Versicherung in Deutschland versichert war, funktionierte das so nicht.
Viele Anrufe in Köln bei Pontius, Pilatus, seiner Frau und wohl auch seinem Bruder, später – Buchbinder Wanninger quasi Hilfsausdruck, wenn ich hier mal den verehrten Wolf Haas als Vorbild nehmen darf – war klar: Meine Versicherung kann hier gar nicht helfen. Die erklärten mir nur immer wieder, dass ich ja keine Vollkasko hätte, nicht schuld wäre und damit die andere Versicherung zahlen muss.
Im Gegenzug erklärte ich, wie das ein Spanien so geregelt wird, was auf interessiertes Staunen, aber trotzdem ablehnende Haltung stiess. Hier kamen wir nicht weiter. Aber ohne Aufforderung meiner deutschen Versicherung würde die Kfz-Versicherung in Spanien nichts tun. Ein Teufelskreis.
4. Akt – Erlösung
Die Rettung brachte ein Satz des Klempners von Pontius Pilatus, der den Ausdruck „Gesamtverband der Autoversicherer“ ins Spiel brachte. Da gäbe es wohl eine europäische Hotline, die das wohl regeln kann; genaueres wüsste er jetzt aber auch nicht.
Hier also jetzt mein Tipp, wie man mit einem deutschen Fahrzeug bei einem Unfall mit einem spanischen Fahrzeug schnell zu einer Schadensregulierung kommt.
Denn siehe da, einen Googlevorgang später hatte ich eine Adresse, die Erlösung versprach: http://www.gdv-dl.de/zentralruf.html – Zentralruf der Autoversicherer – Schadenregulierung im In- und Ausland. Ein Anruf bei der angegebenen Hotline und ich hatte einen deutschen Ansprechpartner (wieder mal in Köln), von einer holländischen Versicherung, die für die betroffene spanische Kfz-Versicherung die Schäden reguliert.
Hurra, nun bekam ich eine Schadenmeldung in Form eines Worddokuments zugeschickt, welches ich ausfüllte und zusammen mit dem Unfallbogen, ein paar Fotos und des Kostenvoranschlags der Ducati Werkstatt umgehend retour geschickt habe. Wir schrieben inzwischen Februar 2015 – wir erinnern uns: Der Unfall war am 5. Januar.
Jetzt mahlten die Mühlen der europaübergreifenden Versicherungskommunikation. Es könne schon mal 2-3 Monate dauern, bis endlich die Schadensregulierung erfolgen kann, erfuhr ich. Allerdings konnte ich in der Zwischenzeit mit der Duc fahren, wenn ich auch beim Abstellen wegen des fehlenden Seitenständers aufpassen musste.
5. Akt – Schluss und Epilog
Gestern nun, am 1. Juni (!!) habe ich endlich die Teile beim Ducati Händler bestellen können, da die Versicherung gezahlt hat. Es war bis dahin nicht klar, ob die Versicherung direkt an mich zahlt oder mit der Werkstatt abrechnet. Alles in allem habe ich also knapp viereinhalb Monate auf die Regulierung gewartet.
Fazit: Sollte jemand in Spanien mit einem deutschen Kfz einen Unfall haben, einfach gleich den GdV-Zentralruf anrufen, das erspart Dir Warteschleifen und teilweise sehr ermüdende Gespräche mit Sachbearbeitern. Willkommen in Europa.
2015/06/02 um 19:55
Wahnsinn. Und überhaupt, eine Ducati an sich zu beschädigen ist schon einfach eine der schlimmsten Sünden!! (Wir fahren Ducati und Moto Guzzi ;-) ). Guter Tipp mit der Versicherung! Nur schade, dass Du dies auf die harte Art und Weise erfahren musstet. Aber zum Glück ist Eure Saison etwas länger als bei uns in Schweden! LG auch an die Doris!
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2015/06/02 um 20:04
Grüße sind ausgerichtet :-)
Ja, die Duc muss noch ein paar Tage mit den Narben leben (bis die Teile da sind), aber dann ist sie wieder schön. Das Schlimmste war eigentlich, dass er sie beim rückwärts Fahren umgeräumt hat. Konnte in seinem Lieferwagen die Multi nicht sehen, ist ja so klein und handlich ;-) War einfach ein Banause.
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