Achtung: Knöllchen-Trick

Gefälschte E-Mails, die sich als Buchungsportale, Banken, Paketdienste oder gar Strafmandate von Behörden ausgeben, sind im Umlauf. Kriminelle erbeuten auf diese Weise wertvolle Daten sowie Geldzahlungen. Es ist oft schwer, betrügerische Nachrichten zu erkennen – so auch der aktuelle Betrugsversuch mit dem Knöllchen-Trick. Dazu haben wir die Expertin für Cybersecurity Christine Deger befragt.

Coworking Space Mallorca
Christine im Rayaworx Santanyí

Die Cyber-Sicherheitsexpertin Christine Deger lebt auf Mallorca und ist Teil unserer Coworking Community im Rayaworx. Regelmässig geht sie mit dem Podcast »Das Inselradio – Sicher vernetzt« auf Sendung.

Mit ihrer Firma Cyberluchs for Business unterstützt Christine Unternehmen zu allen Aspekten der Cyber-Sicherheit – von Trainings über Sicherheitskonzepte bis hin zum Krisenmanagement. Als Mitglied der europäischen Organisation Women4Cyber Spain begleitet Christine Deger junge Frauen auf ihrem Karriereweg in das Arbeitsfeld Cybersecurity.

Für unser Blog 2go2-Mallorca erklärt sie uns den aktuellen Trick mit gefälschten Knöllchen aus Spanien. Mit vielen Tipps, wie du die Fälschung erkennen kannst.


Hola Christine! Du hattest gerade mit gefälschten Strafzetteln für vermeintliche Geschwindigkeitsübertretungen auf Mallorca zu tun. Ist das eine neue Masche? 

Ich fürchte ja. Wenn Menschen hier auf der Insel Urlaub machen, dabei einen Mietwagen leihen und dann einige Monate später ein Strafzettel zugestellt wird – da gehst du erstmal davon aus, dass das seine Richtigkeit hat. 

Wie können wir erkennen, ob so ein Strafzettel aus Spanien echt oder gefälscht ist?

Als erstes ist wichtig zu wissen: Die spanischen Behörden senden Strafbescheide niemals per E-Mail. Falls also eine elektronische Benachrichtigung zu einem Strafmandat eingeht, diese gleich löschen.

»Si recibes un aviso de una multa de tráfico por correo electrónico, es un fraude.
La DGT NUNCA notifica sus multas a través de correo electrónico.«
Dirección General de Tráfico DGT

Die mit der Post zugestellten Strafzettel-Fälschungen sehen den echten sehr, sehr ähnlich. Sie werden richtig gut gemacht. In einem mir vorliegenden aktuellen Fall wurde als Fahrzeug das richtige Mietwagenmodell genannt, der Zeitraum und die private Anschrift passten. Sogar die Nummer des Führerscheins und des Personalausweises waren korrekt aufgeführt.

Und da haben wir auch gleich einen entscheidenden Hinweis für einen Betrug: Die korrekten Strafmandate geben KEINE Personalausweisnummer und auch KEINE Führerscheinnummer an! Steht das auf dem Knöllchen, ab in den Mülleimer damit.

Es gibt auch weitere Merkmale, die auf einen gefälschten Strafzettel hinweisen. Bei den echten Knöllchen wegen eines Verstosses gegen das Tempolimit ist immer ein Foto des Fahrzeuges mit dem Kennzeichen zu sehen. Meist wird die Aufnahme hier auf Mallorca von hinten aufgenommen – das hängt davon ab, wo geblitzt wird. So ein Beweisfoto fehlt typischerweise bei den gefälschten Strafzetteln. 

Wichtig zu wissen: Die spanischen Behörden senden Strafbescheide niemals per E-Mail. 
Christine Deger

Kann ich online prüfen, ob der Strafzettel echt ist?

Die Strafmandate tragen immer eine eindeutige Nummer, ein Aktenzeichen. Die sieht in den Fälschungen ähnlich aus wie in echten Strafzetteln. Wer im Online-Portal der spanischen Behörden zur Zahlung einer Geldstrafe das gefälschte Aktenzeichen eingibt, erhält eine Fehlermeldung. Wie im Beispiel zu sehen, wird als Hinweis gemeldet, „Error, the document number entered is not correct“.

Screenshot Online Portal Spanien Bussgeld zahlen
Screenshot Online Portal Spanien in deutscher Sprache

Hier ist der Link zum spanischen Online-Portal in deutscher Sprache: https://sedeclave.dgt.gob.es/WEB_IWPS5_INET/jsp/sincertificado/index.jspx .

Welche Schritte sollten Betroffene unternehmen, wenn sie vermuten, einen gefälschten Strafzettel erhalten zu haben?

Auf jeden Fall sollten Betroffene die Mietwagenfirma kontaktieren. Die Strafmandate werden ja an den Halter des Fahrzeugs ausgestellt, also könnte der Verleiher einen tatsächlichen Verstoss bestätigen. Leider erleben wir immer wieder, wie wenig Unterstützung sind sie der Kundschaft bieten. Häufig reagieren sie nicht einmal auf derartige Anfragen!

Wie in dem mir vorliegenden Fall ist so ein gefälschter Strafzettel auf jeden Fall nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Schließlich sind im Unternehmen konkrete Daten aus mindestens einem Mietvertrag abgeflossen, sonst wäre der vorgebliche Bussgeldbescheid kaum mit den perfekt passenden Informationen zu fälschen gewesen. Meist wird ja online gebucht, daher kann in Deutschland so ein Verstoss bei der Bundesnetzagentur unter „Sonstiges“ gemeldet werden: https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Vportal/TK/Aerger/Faelle/Sonstiges/start.html

Es gehört zu den Pflichten eines jeden Unternehmens, die persönlichen Daten ihrer Kundschaft zu schützen.
Christine Deger

Als Verbraucher bleibt ansonsten der Weg, eine Bewertung bei Google oder entsprechenden Portalen zu hinterlassen. Schliesslich gehört es zu den Pflichten eines jeden Unternehmens, die persönlichen Daten ihrer Kundschaft zu schützen.

Was ist Dein wichtigster Tipp?

Ruhe, Besonnenheit und einen klaren Kopf bewahren. Vor allen Dingen keine sofortige Überweisung tätigen, ohne den Sachverhalt gründlich geprüft zu haben. 

Wenn Zeitdruck aufgebaut wird, ist das auf jeden Fall schon ein typisches Merkmal für einen Betrugsversuch. Daher erst einmal recherchieren, ob die zugestellte Strafzettel tatsächlich echt ist.

Vielen Dank, Christine!


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