Was lebt in deinem Haus, du siehst es nicht, aber es ist dennoch da? Tiere dieser Art waren in unserem Haus in Santanyí zu Beginn eine putzige Mandelratte im Patio und im sehr kalten Januar dieses Jahres eine Mausfamilie. Und dann sind da noch Drachen …
Bin ich Biologin? Ja, so ist es. Ich arbeite zwar nicht in meinem Fachgebiet Zoologie, dennoch ist das Interesse an der Tierwelt um mich herum immer da. Viel Spass bei der Entdeckung eines Tiers mit Superkräften, das gerne in und an unseren Häusern auf Mallorca lebt!
Speedy Gonzalez indahouse
Maus-Alarm im Januar! In der Nacht quetschten sich die Nager unter der Eingangstüre durch und zogen bei uns ein. Der rasch eingeladene Kater von Freunden zum Verscheuchen war der jedoch viel zu gemütlich. Träge setzte sich der Besucher mal hier, mal dort hin. Jagdinstinkt? Fehlanzeige. Tja, da war die Zugeh-Katze der Nachbarn im ersten Haus von ganz anderem Format!
Es blieb uns also nur die Lebendfalle. Mit Mandel und darauf gestrichene Erdnussbutter. Unwiderstehlich für die Nager! Und so fingen wir jedes Familienmitglied einzeln und setzten sie freundlicherweise immer an der selben Stelle am Staubweg aus.
Sehr gelenkige Mäuschen. Immer wieder war die Falle ausgelöst, aber leer. Wir lernten bei der Aktion, dass es die Jungtiere waren, die zunächst die Fallen räuberten. Sie können sie sich durch die Maschen der Falle quetschen. Wir wurden fasziniert Zeuge dieser artistischen Darbietung – daraufhin tunte Rainer die Falle.
Schon auch eine Superkraft, aber um Mäuse geht es nicht.
Die Rede ist genauso wenig von Silberfischchen. Die können hier auf Mallorca bei der hohen Luftfeuchte und Wärme anders als in Deutschland beachtliche Größe erreichen. Wir nennen diese Exemplare dann Moby Silver oder Grauwal, da die großen dunkler gefärbt sind. Wer zu den Ur-Insekten mehr wissen will, einfach hier entlang klicken.
Von Spinnen oder Mücken fange ich jetzt hier gar nicht an zu schreiben.
Gecko oder dragó
Ein Haus ist ungefragt Lebensraum für Tiere. Darunter ist eines, das schätzen wir wie unsere Nachbarn auf Mallorca: den Mauergecko. Sie nennen ihn dragó común, dragonet oder salamanquesa. Wissenschaftlich wurde er Tarentola mauritanica getauft.
Fun Fact: Auf Mallorca gibt es so gut wie keine Eidechsen – dafür jede Menge davon auf dem südlich gelegenen Archipel Cabrera.
Über die Küstenländer des Mittelmeers hinweg leben Geckos dieser Art. Sie sind überall dort anzutreffen, wo sie mit den Menschen mitgereist sind. Ganz verwegene Exemplare segelten sogar als ‚blinde Passagiere‘ in die Ferne nach Argentinien, Chile, Uruguay und Kalifornien, um sich dort dauerhaft anzusiedeln.
Auf Mallorca gelten Geckos als Glückstiere. Wenn sie das Haus mitbewohnen, dürfen wir uns freuen, meinen die Nachbarn. Der Minidrache kümmert sich schließlich um Insekten, die wir ungern in unserer Nähe wissen wollen.
Leider stehen Mücken nicht auf Geckos Nahrungszettel. Dafür würden wir gerne den kleinen Batman ins Haus bitten. In der Dämmerung flattert die kleine Fledermaus über Terrasse und Patio. Bisher folgte er der Einladung nicht.
Batman indahouse
Kann durchaus mal passieren: Im Haus, das wir die ersten vier Jahre in Santanyí mieteten, kam ein Jungtier tatsächlich zu Besuch! Wir hatten die Abende zuvor beobachtet, dass es drei oder vier Fledermäuse waren, die ihre Runden über uns drehten. In einer Nacht weckten uns dann merkwürdige Geräusche.
Am Moskitonetz über dem Bett zappelte ein kleines Fledermäuschen! Vor dem offenen Fenster flogen die Eltern hin und her. Nach einigen vergeblichen Flugversuchen legte der kleine Racker eine Pause auf dem Klimagerät über der Terrassentür ein. Von dort glückte es Rainer, ihn zum Krabbeln auf das Gitter der angebotenen Fliegenklatsche zu bewegen. Rasch ging es dann hinaus auf die Terrasse zu den Eltern.
Vogelparadies Patio
Gut sichtbar waren auch die Amselküken. Dieses Jahr gelang es den Amseln wiederum im geschützten Patio unseres Coworking Space den Nachwuchs großzuziehen. Im ersten Jahr lernten wir mehr über diese Vögel durch eines der Küken.
Munter hüpfte diese Miniamsel durch den Space! Die letzten Tage vor der Flugfähigkeit verbringt der Nachwuchs außerhalb des Nests und wird dort von den Eltern gefüttert. So lange bis sie ihr Federkleid fertig entwickeln. Da half nur, den Patio für 3-4 Tage zu sperren, damit Familie Amsel ungestört blieb.
Apropos Nestflucht. Eines Nachts dachte ich im Juni, die Sonnenbeschattung im Patio wäre gerissen: Ein langgezogener Ratsch endete mit Gekruschel in den Wedeln der Fächerpalme. Dort raschelte es weiter, die Sonnensegel jedoch überspannten unverändert den Innenhof. Was war das?
Am Morgen fand ich dann ein Schwalbenjungtier. Es lag erschöpft auf dem Patioboden vor der Glastür zu einem der Räume im Coworking Space. Was tun? Kamen hier auch die Eltern zum Füttern? Oha! Das ist bei Mauerseglern und Schwalben nicht der Fall, wußte ich nach Blick ins Internet. Dafür fand ich eine Telefonnummer einer Station auf Mallorca, die sich um gefundene Vögel kümmert. Lest dazu meinen Blogeintrag Fundvogel Mallorca.
Drachen
Zurück zu unserem Hausdrachen. Nein, ich meine auch nicht die beiden Mozillas, die seit 1998 aus Rainers Zeit bei Netscape bei uns sind. Die kleinen Plüschies begleiten uns als Reisetiere. Sie sind kaffeesüchtig, ansonsten mostly harmless.
Tatsächlich ist Mozilla das erste Internet-Maskottchen. Mozilla war der Codename, unter dem die Programmierer an der Urfassung der Browser-Software arbeiteten. Im kalifornischen Mountain View gab es später ein Moz‘ Café auf dem Campus der Firma Netscape. Und einen Shop mit jede Menge Merch rund um das Maskottchen für den Web-Browser Netscape Navigator. Unsere beiden beanie babys Mozi & Moza gehörten dazu.
Fun Fact: Der Erfinder des Maskottchen Mozilla war erst mal gar nicht so happy mit dem „T-Rex-like dinousaur“, wie ihr hier nachlesen könnt: How Mozilla Was Born.
Dragoneta
Der Gecko im Haus dagegen ist eher unsichtbar. Im Sommer sehen wir ihn, wenn wir seine Verstecke auf der Terrasse beim Fegen abrücken. Lo siento, pequeño! Das Tier schaut übrigens unterschiedlich aus: mal heller, mal dunkler.
Wir dachten, es wären mehrere Geckos. Aber nein: Der salamanquesa ändert durchaus seine Farbe. Er wird zum Beispiel dunkler, um die Wärme der Sonne besser einzufangen. Das Umfärben vollzieht er dabei langsamer als beispielsweise ein Chamäleon.
Das ist noch nicht alles, was an dragós cool ist. Sie laufen eine Wand hoch, können gleiten, – „sie können sich mit einer Drehung des Schwanzes in der Luft aufrichten und sich im Laufen – mit voller Geschwindigkeit – schnell unter einem Blatt drehen. Und jetzt sehen wir, dass sie mit einem Meter pro Sekunde über Wasser laufen können. Kein anderes Lebewesen kann das. Geckos sind wahre Superhelden!“, schwärmt Biologe Robert Fulls.
„And now they can run at a meter per second over water. Nothing else can do that. Geckos are superheroes!“
Robert Fulls
Woher wir wissen, dass der dragó im / am Haus lebt? Nun, an seinen Hinterlassenschaften.
In unserer Küche gibt es ein dunkles, offenes Regal mit Schüsseln und abgepackten Vorräten. Da scheint der Gecko in den Wintermonaten gerne zu sein. Ab und zu finden wir hier auf dem Brett kleine Kotspuren. Ich bin daher froh, dass wir eine Küche mit vorwiegend geschlossenen Schränken haben.
Fun Fact: Geckos zählen auf Mallorca nicht zu den bedrohten Tierarten. Sie stehen jedoch auf den Balearen wie alle anderen wilden Tiere unter Artenschutz.
Zur Vertiefung
- Mauergecko in Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Mauergecko
- Zitat Robert Fulls, Infos & Video siehe „Superheld Gecko – neuestes Rätsel gelöst!“ https://is.mpg.de/de/news/superhero-gecko-s-latest-mystery-solved
- MallorcaZeitung „Niedlich und nützlich“ https://www.mallorcazeitung.es/umwelt/2019/08/11/geckos-sind-die-perfekten-mitbewohner-54113297.html
- Salamanquesa im Video https://youtube.com/watch?v=O-Fr924hOa0&feature=share
- Gecko im Spektrum der Wissenschaft https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/geckos/26844
Fotos: DoSchu; Titelbild: DoSchu mit canva.com







