Der Turm am Meer

Der Sa Torre Nova in Cala Santanyí blickt von seinem Platz an der Küste weit aufs Meer hinaus. Deutlich ist von dort aus die Inselgruppe Cabrera zu sehen. Die stabile Steinkonstruktion des Turms gibt der Hauptperson in einem Roman Halt und Stärke. Und mir? Nun, mir boten zwei Türme mit Meerblick angenehme Plätze zum Schreiben.

Die Küsten Mallorcas sind mit über fünfzig Steintürmen besetzt. Ja, es sind Aussichtstürme – sie dienten jedoch nicht dazu, von dort den Ausblick auf das Meer zu genießen. Vielmehr sind es Beobachtungstürme aus dem 16./17. Jahrhundert. Neben den heute noch sichtbaren Türmen gibt es viele Überbleibsel, die aus der Talaiot-Kultur auf den Balearen herrühren. Denn damals wie in den späteren Jahrhunderten half das Netz der Türme, die Menschen rechtzeitig vor Bedrohungen wie heransegelnden Piraten zu warnen.

Sa Torre Nova Santanyi
Vom Meer aus: Sa Torre Nova, Cala Santanyí

Piraten hielten sich oft auf der vor der Südküste liegenden Inselgruppe Cabrera versteckt. Heute ist das Archipel ein Vogelschutzgebiet. Zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert war Santanyís Küste regelmäßig Schauplatz von Raubzügen. Damals plünderten die so genannten Barbaresken-Korsaren im Mittelmeer neben Schiffen auch küstennahe Dörfer. Sie verschleppten die Bevölkerung in die Sklaverei oder erpressten Lösegeld-Zahlungen.

Die Angst vor Überfällen hielt im 18. Jahrhundert an. So beschloss Santanyí 1730 den Bau der Festung Es Forti de Cala Llonga in Cala D’Or. Die quadratische Verteidigungsanlage wurde aufgrund ihrer Bedeutung 1793 wieder aufgebaut. Sie war 1755 infolge eines Tsunamis nach dem Erdbeben von Lissabon zerstört worden. Das Fort kann jederzeit besichtigt werden. Ab und zu finden hier Freiluft-Konzerte statt.

Türme an Mallorcas Küsten

Eine Abschlussarbeit an der Universitat Oberta de Catalunya läßt die Türmen online interaktiv entdecken. Xisco Antoli kartierte und beschrieb 2016 darin die Türme Mallorcas. Sie haben runde, quadratische und auch rechteckige Grundrisse. Neben der wissenschaftlichen Dokumentation hat er dazu eine Website angelegt. Dort können die Türme auf einer Karte angeklickt werden, um in katalanischer Sprache weitere Informationen zu erhalten:

  • Baujahr
  • Zustand
  • Zugehörige Gemeinde
  • Nutzungszweck
  • Geschichte in Kurzform
Sa Torre Nova • Cala Santanyi
Platz zum Schreiben: Olivenbaum am Sa Torre Nova, Cala Santanyí

Errichtet wurden die Küstenwachtürme zum Schutz der nahegelegenen Dörfer. Erspähten die Wachhabenden im Turm eine Gefahr auf dem Meer, so warnten sie mit Feuer in der Nacht und Rauchsignalen am Tag (foc) die Bevölkerung im Landesinneren. Die Türme kommunizierten auf diese Weise genauso untereinander. Allein in Santanyí waren an die 40 Türme dokumentiert, schreibt das Rathaus. Auch in der frühzeitlichen Talayot-Kultur beobachteten 1.400 Talaies, wie die Türme genannt wurden, das Meer vor der Küste Mallorcas.

Auf dieser Website findet ihr die von Xisco Antoli gestaltete interaktive Karte: www.torresitalaies.cat. Bei dieser Arbeit stützte er sich auf die umfassende Beschreibung der Türme »Fortificaciones costeras de Mallorca« von Juan Gonzalez de Chaves Alemany (1983).

Turm im Film

Die Geschichte der Türme und ihre Funktion beschreibt Xisco zusätzlich in seinem Dokumentationsfilm.

Tipp: Schaltet den Untertitel an, dann könnt ihr zu der katalanischen Sprache die spanische Übersetzung lesen.

Die wichtigsten Türme der Gemeinde Santanyí:

  • Torre En Beu in Cala Figuera (1569)
  • Torre Nova de sa roca Fesa in Cala Santanyí (1663 – 1667)
  • Torre d’en Bassa in Portopetro (1627).

Turm im Roman

Nein, nein, es geht nicht um Rapunzel. In meinem modernen Märchen lasse ich meine Hauptfigur Hanna Köhler zum Sa Torre Nova joggen oder mit dem Rad fahren. Hier findet sie in einem Moment der Krise an den Mauern des alten Turms Halt und innere Stärke.

Es ist der Business Roman »Heiter bis wolkig in Digitalien«, dem ich den kraftvollen Ort am Fuße des Turms als Handlungsort einiger Szenen spendierte. Der Ratgeber mit Mallorca-Flair begleitet die mittelständische Führungskraft Hanna auf ihrer ersten Workation. Es läuft nicht alles rund, aber sie findet Hilfe, Unterstützung – und mehr.

Sa Torre Nova, Cala Santanyí

Die Story rund um Hannas Aufenthalt in Cala Figuera und Santanyí liefert in unterhaltsamer Weise Wissenswertes zu digitalen Arbeitstechniken, Agilität oder Hybrid Work. Dazu lockern kulturelle und kulinarische Inspirationen aus der Region Santanyí und Mallorca die Geschichte auf.

Neugierig? Dann lies hier mehr über das Buch in meiner persönlichen Seite DoSchuCom.

Schreiben am Turm

Es sind inspirierende Orte. Einige Passagen habe ich sowohl am Sa Torre Nova als auch am Torre de Cala Pi geschrieben. Beide haben unweit schattenspendende Bäume: ein Olivenbaum in Cala Santanyí, eine ausladende Pinie in Cala Pi.

Von meinem sonnengeschützten Platz hatte ich in Cala Pi diesen schönen Blick auf den Turm. Im Hintergrund erkennt ihr links im Bild die Inselgruppe Cabrera.

Torre da Cala Pi Llucmajor
Schreibplatz für DoSchu: Torre de Cala Pi

Illustration: DoSchu mit Fotos von DoSchu / 2go2 Mallorca

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