Der perfekte Ort

Ihr kennt das aus der Reiseliteratur: 10 Hotspots für Deinen Aufenthalt – 5 Top Strände – 111 Orte, die man gesehen haben muss – 7 Geheimtipps der Locals…  Ich mache da ungern mit.  Geheimtipps gibt es bei uns nur face-to-face.  Hm.  Warum stören mich diese Abhaklisten?

Ok, als allererstes:  Ich lasse mir ungern vorschreiben, was für mich die 10 passenden Aktivitäten sein sollen.  Lang genug brauchte ich um zu verstehen, dass ich dem so genannten main stream nur selten angehöre.  Wie kann dann eine solche Liste zu mir passen?  Und überhaupt:  Wie realitätsfern wirken diese Ansätze im Zeitalter der Individualisierung mit hoher Bandbreite an Wahlmöglichkeiten und Lebensentwürfen?

Aber das ist es noch nicht, was mich so stört.

Jüngst bloggte Julia / Kulturblog Mallorca darüber, dass nicht jede.r Expat in Mallorca den perfekten Lebensort findet.  Julia fragt am Ende: „Gibt es ‚DEN PERFEKTEN ORT‘?“

Der perfekte Ort.
Klingt wie die Listen, die ich eingangs beschrieb.

Ist Mallorca ein perfekter Ort?

Was ist schon „perfekt“? Etwas, das ideal ist, vollkommen (Fifth Element, hm, extraterrestrisch).  Etwas, das fertig, abgeschlossen ist (das passt dann ja gut zur so genannten bucket list).

  • Mallorca ist für manche Menschen ein perfekter Ort:  Ich habe Nachbarn, denen es vollkommen wurscht ist, wie es woanders ist. Zudem ist die Insel insbesondere für ihr „Grösse“ enorm vielseitig.  Die Regionen sind klimatisch, kulturell und geschichtlich sehr verschieden.  Kaum ein Ort ist wie ein anderer, sehr lange entwickelten sich die Ortschaften vorwiegend unabhängig voneinander.  Daher klingt für mich der Satz „Ich kenne Mallorca“ wie einer der kürzesten Witze im Golfsport:  „Jetzt kann ich’s“…
  • Mallorca ist Hintergrund für die innere Reise:  „Die Ferne ist der Weg zu sich selbst“, schreibt Frau Wanderlust in ihrem Blog.  Auf Mallorca wird vielen im Alltag nach dem Umzug erst mal klar, welche innerlichen „Päckchen“ sie mit auf die Insel genommen haben.  Für die einen ist es ein wunderbarer Moment, daran zu arbeiten.  Andere kann das erschrecken, und sie laufen lieber (wieder) davon.  Die Insel selber nimmt daran nur als Hintergrund teil.
  • Mallorca ist gelebte Entschleunigung jeden Tag:  Wir sind von Deutschland fortgezogen, um in unseren Jobs weiter tätig zu sein, unser Leben jedoch zu entschleunigen.  Also Komfortzone mitnehmen und erweitern, verändern, entwickeln.  Sicherlich ist das auch irgendwo in Deutschland erlebbar, jedoch nicht mehr so einfach in München.  Und mit dem Motorrad über einsame Strässchen gleiten –  Verkehrsinfarkt allerorten.  Was definitiv auf der Mittelmeerinsel anders ist:  der Pace, also der Takt, mit dem das Leben gelebt wird.  Dafür und für die entspannte Einstellung unserer Nachbarn sind wir dankbar jeden Tag.

Jedoch: Der perfekte Ort ist…

…in mir: Zufriedenheit und das Empfinden von Glück liegt in uns, unsere innere Haltung prägt unsere Wahrnehmung.

Eine wichtige Erkenntnis, die ich im Leben glücklicherweise recht früh machte.  Einmal bei den Pfadfinder.innen, wo Menschen mit und ohne „Handicap“ gemeinsam Freizeit gestalteten.  Und dann bei Jobs während des Studiums.

Ich kann den Job/meine Situation den ganzen Tag verfluchen und mich jede Sekunde drüber aufregen – oder ich versuche das Beste für mich (und andere, die mir begegnen) daraus zu entwickeln, Ansatzpunkte für Veränderungen und zumindest für aufheiternde Momente zu entdecken.

Ein ganzes Buch in diesem Sinne ist „FISH!“ über die Fischhändler am Pike Place Fischmarkt in Seattle, USA.  Es gibt 4 Leitsätze an die Hand für eine möglichst ausgefülltes (Arbeits)Leben:  • Sei präsent  • Spiele  • Bereite anderen Freude  • Wähle Deine Einstellung. Ausführlicher:

FISH! Philosophy

Be There •  Be emotionally present for people.  It’s a powerful message of respect that improves communication and strengthens relationships.
Play •  Tap into your natural way of being creative, enthusiastic and having fun.  Play is the spirit that drives the curious mind, as in “Let’s play with that idea!” You can bring this mindset to everything you do.
Make Their Day •  Find simple ways to serve or delight people in a meaningful, memorable way.  It’s about contributing to someone else’s life—not because you want something, but because that’s the person you want to be.
Choose Your Attitude •  Take responsibility for how you respond to what life throws at you.  Your choice affects others.  Ask yourself: “Is my attitude helping my team or my customers?  Is it helping me to be the person I want to be?

fishphilosophy.com/fish-philosophy-story/

Sonnige Grüße aus Santanyí,
DoSchu

PS: Ach ja, last but not least:  Zu den munteren Aufzählungen zitiere ich gerne Sean Brummel „Einen Scheiss muss ich“.  Großer Lesespaß mit interessanten Denkanstössen, wie Du hier in meinem Blogbeitrag lesen kannst.

Der perfekte Ort Blogillustration Mallorca DoSchu

Foto & Illustration: DoSchu / 2go2-mallorca.eu


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4 Antworten auf „Der perfekte Ort

  1. Liebe DoSchu,
    ja ja ja! Ich bin auch kein Freund der vorgeschriebenen 10-Punkte-Listen, die seit einiger Zeit so sehr en vogue sind. Sie engen den eigenen Blick und die Neugierde (im Sinne von Entdeckungslust) ein. Und wenn man bedenkt, dass sich mit 10-Punkte-Listen meist noch nicht mal ein IKEA-Schrank halbwegs gut aufbauen lässt, dann liegt schnell auf der Hand, dass sie für alle menschenlden Themen noch weniger geeignet sein dürften.
    Ja Nr. 2 gilt Deinem Satz: „Der perfekte Ort ist in mir.“ Welch schöne Erkenntnis! Alles, woran wir wirklich schrauben können, liegt in uns. Das heißt nicht: wir sind schuld – nur sind es eben auch nicht „die Anderen“.
    Das dritte Ja gilt Deinem Fish!-Tipp. Ich hab das Buch vor Jahren gelesen … und die Essenz wieder vergessen. Vielleicht ja auch, weil ich sie verinnerlicht habe und sie lebe. Danke also fürs bewusste Erinnern!
    Liebe Grüße auf die schöne Insel!
    Catharina alias @casowi

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    1. Vielen lieben Dank für Dein dreifaches Ja :) Tatsächlich bemerke ich, das FiSH! entweder vergessen oder gar noch nie auf dem Radar war… daher ergriff ich die Gelegenheit darauf hinzuweisen. Sonnige Grüße!

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  2. So eine Liste sehe ich jetzt garnicht so kritisch. Wir hatten im letzten Toskana Urlaub einen Führer in Taschenbuchform, der uns richtig tolle Tipps gegeben hat. Das war kein großer Führer, aber mit richtig tollen Tipps. Man muss es ja nicht genau so machen, wie es in den Listen vorgegeben wird.

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    1. Hi Sabrina, es gibt sicher jede Menge Reiseliteratur oder Blogs mit guten Tipps und hilfreichen Hinweisen. Mein Einstieg bezog sich speziell auf die reisserisch angepriesenen Hotspot-Empfehlungen :) Sonnige Grüße!

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