Touri go home? Was wirklich los ist auf Mallorca

Mallorca Tourismus Situation

Nur noch Stehplätze am Strand? Wenn die Zahlen der touristischen Besuche weiter steigen, kann das in einigen Jahren der Fall werden. Falls dann noch jemand auf die Balearen reisen mag. Wer in die Statistiken schaut, versteht, warum die Menschen Mallorcas auf die Straße gehen. Schließlich wollen sie ihren Lebens- und Wirtschaftsraum für die Zukunft erhalten.

„Fühlst du dich nicht unwohl auf Mallorca, jetzt wo sie doch so massiv gegen Ausländer protestieren?“
„Kann in der Cala Santanyí noch gebadet werden bei so vielen Menschen?“
„Hassen deine Nachbarn dich und andere Deutsche?“
 So oder ähnlich gelagert dringen Fragen oder lese ich Kommentare in Social Media.

Okay, es gibt eine Aktion mit Instagram-Profilen, die zu beliebten Hotspots auf Mallorca krasse Bilder posten, die mit Künstlicher Intelligenz erzeugt wurden. Um darauf aufmerksam zu machen, wie es aussehen kann, wenn das touristische Wachstum weiter anhält.

Nein, heute sieht es so noch nicht bei uns aus.

Screenshot Instagram Profil SantanyiFaBrou

Protest gegen touristische Besuche?

„Aber da war doch mindestens eine Demo in Palma!“
Ja, durchaus.
„Die war doch gegen uns Touristen gerichtet!“
Nicht gegen die touristischen Gäste wurde da demonstriert.

Der Protest richtet sich gegen die unkoordinierte Belastungszunahme der Insel und ungebremste Abwälzung der Auswirkungen auf die Einwohner:innen Mallorcas.

Denn die Balearen sind keine große Landmasse.

Lage, Lage, Lage: Insel!

Wir leben auf einer Insel, und typischerweise sind in solchen Lebensräumen die Ressourcen begrenzt. Stichwort Wasser – lebensnotwendig für Menschen, Pflanzen und Tiere. Es gibt keine Flüsse auf Mallorca, nur Sturzbäche nach starken Regenfällen, die so genannten torrentes. Das Wasser wird auf der Insel im Gebirgszug Tramuntana dem Regen abgetrotzt und in den beiden Stauseen Blau und Cúber im dortigen Wasserschutzgebiet gespeichert. In den zehn Jahren, die wir auf Mallorca leben, war das Wasser häufig knapp. Mit Kampagnen wurden Einheimische wie Besuchende angehalten, Wasser verantwortungsvoll zu nutzen.

Wasserspar-Kampagne der Balearen • Screenshot https://abaqua.cat
Wasserspar-Kampagne der Balearen • Mehr Infos abaqua.cat/es/water-use-campaign-deu

Letztes Jahr führten die geringen Regenfälle dazu, dass das Wasser in einigen Tramuntana-Gemeinden zu bestimmten Zeiten des Tages rigoros abgedreht wurde. Auch dieses Jahr kam es bereits zu Sparmaßnahmen: Im Mai verbot die Gemeinde Estellencs die Bewässerung von Gärten, das Befüllen von privaten Schwimmbecken, die Reinigung von Balkon oder Auto mit fließendem Wasser.

Apropos Pools: Unsere Gemeinde Santanyí führt inzwischen die Liste der Pool-Dichte auf Mallorca an!

„In den vergangenen Jahren war die Anzahl der privaten Swimming Pools exorbitant gestiegen. Mittlerweile gibt es in mehr als der Hälfte der Gemeinden mindestens einen Pool pro zehn Einwohner. Spitzenreiter ist Santanyí: Hier kommen auf zehn Einwohner durchschnittlich 4,41 Pools. In Deià sind es immerhin 3,52 Pools.“ – Mallorca Zeitung April 2025

Durch Verdunstung geht auf den erfrischenden Wasserflächen jede Menge Trinkwasser verloren – von Leckagen, die immer wieder auftreten, fange ich jetzt gar nicht an zu schreiben.

Mallorca Mondragó
Mondragó • Santanyí

Proteste an die Inselregierung

Die meisten Menschen auf Mallorca leben vom Tourismus – direkt und indirekt. Das hat sich nicht geändert. Der Tourismus hat sich verändert. Das Volumen der touristischen Besuchszahlen reißt einen Rekord nach dem anderen. Die Preise auf der Insel haben sich verändert. Die Tourismusbranche macht Rekordumsätze. Und und und. Und es hat den Eindruck, als glaube man, auf der Insel gäbe es kein Limit.

Der Protest richtet sich daher an die Politik, für die Menschen Mallorcas da zu sein.

Menschen, die hier ganzjährig leben und für viele der wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmen im Tourismus tätig sind. Menschen, deren Löhne kaum an die veränderten Bedingungen angepasst wurden. Menschen, die sich daher keine Wohnung oder ein Haus mehr leisten können. Menschen, die unfreiwillig in Wohnwagen auf der Straße leben. Menschen, die mit den zunehmenden Lebenshaltungskosten nicht mehr zurecht kommen.

Darum geht es, um die Sicherung der Lebensgrundlage der Menschen. Um einen ressourcenschonenden Umgang mit dem Lebensraum der Balearen, damit dieser auch in vielen Jahren und Jahrhunderten noch lebenswert ist.

Danke fürs Lesen. Ich hoffe, das ordnet die Situation für dich besser ein.

Links zur Vertiefung zur Situation des Tourismus auf Mallorca

Illustration: Titel mit Canva.com / Screenshot Instagram


3 Antworten auf „Touri go home? Was wirklich los ist auf Mallorca“

  1. Ergänzung zur Situation • Warum ist es Gästen in der Natur eigentlich unmöglich, den Müll ihrer mitgebrachten Verpflegung schlicht und ergreifend wieder mitzunehmen?

    Die Calo d’es Moro zählt ja nicht von ungefähr als NATURstrand 🫶

    Und NATUR ist kein Müllplatz, auch nicht an der „Instagram-Bucht“. Es ist ja schon supermegafreundlich, dass eine private Stiftung dort jemanden bezahlt, um hinter den Touries aufzuräumen. Leider wurde die Person jüngst angegriffen (!) und lag im Krankenhaus (!).

    https://www.mallorcazeitung.es/umwelt/2025/06/23/gemeinde-entfernt-mulltonnen-abfallberge-calo-des-moro-118949094.html mallorca #santanyi #tourismus #naturelovers #Verantwortung

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