Coronavirus & Leben auf Mallorca

„Wärst Du jetzt nicht am liebsten zuhause in Deutschland?“ wurde ich die Tage gefragt.  Naja, ich bin hier auf Mallorca zuhause, seit etwas über 5 Jahren… Wo sollte ich denn hin?  Die Ausgangssperre seit Samstagnacht auf der Insel wie in ganz Spanien ist klar machmal unheimlich.  Ausserordentliche Situationen erfordern ungewöhnliche Massnahmen – wenn es hilft dem Virus für einige Tage die rote Karte zu zeigen, bin ich dabei.

Auch wenn es schwerfällt.  Wir sind gerne draussen, und zur Zeit darf das Haus nur zu ganz klar beschriebenen Aktionen* verlassen werden.  Du weisst, das Meer ist nicht weit, aber du darfst nicht hin.  Klar fällt das schwer.

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* Was erlaubt ist zur Zeit der 15-tägigen Ausgangssperre mit Fragen & Antworten und habe ich hier in meinem Blogbeitrag beschrieben: Ausgangssperre FAQ • Rayaworx Coworking Online rayaworx.eu/blog/post/ausgangssperre-faq

An „normalen“ Tagen arbeite ich zusammen mit anderen Menschen in unserem Coworking Space Rayaworx in Santanyí.  Aktuell nicht mehr, oder zumindest nicht mehr im gleichen Raum.  Zum Glück hatte ich gleich am Sonntag die Idee (durfte ja nicht rausgehen) einen regelmässigen Online-Termin aufzusetzen und die Menschen unserer Coworking Community dazu einzuladen.  Es tut gut, sich kurz gegenseitig die Erlebnisse zu erzählen, um dann fokussiert an eigenen Aufgaben zu arbeiten während wir uns gegenseitig sehen.

Akzeptanz mit Momenten des Verzweifelns.

Wie komme ich sonst mit der Situation klar?  Zum einen ganz gut, weil ich sie akzeptiere.  Dazu bin ich einfach genug Biologin, dass mir der hauptsächliche Übertragungsweg von Mensch zu Mensch klar ist.  Daher habe ich sehr schnell auch Tipps zu Hygiene geteilt, im Space aufgehängt und entsprechend mehr Desinfektionsmittel aufgestellt.  Durch die einschneidende Reduktion der direkten sozialen Kontakte per Ausgangssperre soll nun die Ansteckungswelle verringert werden. Mindestens ist es jedenfalls eine Verschnaufpause für diejenigen, die in Kliniken den Schwersterkrankten helfen.

Zum anderen schlägt es mir schon nach kurzer Zeit auf das Gemüt, nur aus guten Gründen das Haus verlassen zu dürfen.  Mit einem Hund wäre es auch nicht erlaubt ausgiebig spazieren gehen, aber wenigstens immer mal wieder Gassi.  Ans Meer jedoch genauso wenig.  Ich bin sehr froh, dass wir eine Dachterrasse haben auf dem Haus und ich von da in die Ferne blicken kann.  (An sonnigen Tagen ohne Dunst können wir zur vorgelagerten Inselgruppe Cabrera schauen.)

Zum Heulen bringt mich der Anruf meiner Tante in Köln, als sie mir klagt, dass der Supermarkt in kürzester Distanz zu ihrem Zuhause morgens schon leergekauft wird.  Der Egoismus dieser Hamsterkäufer ist schwer verdaulich.  Auch die Unverschämtheit gegenüber den Kassenkräften, wenn sie versuchen, das Hamstern einzudämmen.  Es lässt am Verstand und besonders Herz der Menschen zweifeln.

Zu kämpfen habe ich mit Gedanken, wie sich das Jahr 2020 für uns, meine Nachbarschaft, Freunde/Freundinnen und Coworker sowie Geschäfte, Hotels, Cafés, Reisebüros, Restaurants, … wirtschaftlich entwickeln wird.  Wir erlebten in der relativ kurzen Zeit auf Mallorca die krassen Veränderungen infolge der Pleiten der Fluglinien AirBerlin und Niki, die Auswirkungen auf die privaten Kurzzeit-Vermietungen.

Ich träume von einer Lösung, dass wir mit Abspielen von Country Music die Viren zum Platzen bringen können (wie die Alien-Gehirne im Film Mars Attacks).  Liebe Forscher und Wissenschaftlerinnen – wie wäre es mit diesem Ansatz?

katze soller am zaun
Me quedo en casa • Ich bleibe zuhause • I stay home

Think positive.

Positiv denken.  Am Sonntagabend wurden wir um 22 Uhr vom Klatschen der Nachbarn am geöffneten Fenster überrascht.  Wie in Madrid so wird jetzt auch hier den Einsatzkräften applaudiert, die sich darum kümmern, dass Menschen weiter behandelt werden können.  Seit Montag finden wir uns bereits um 20 Uhr an Fenstern und Balkons ein, denn der Termin wurde für die Kinder vorverlegt.  Dankeschön auch hier den Kräften, die sich in der medizinischen Versorgung engangieren.

Positiv denken.  Ich freue mich, dass unsere Online Coworking-Sessions den Teilnehmenden so gut tun.  Genauso die Yoga-Session einer Freundin, die erstmals online mit einer Gruppe auf die Matte ging.  Wir sehen uns, wir tauschen uns aus, wir verbringen Zeit miteinander.  Wie gut, dass es das Internet gibt und wir so gut angebunden sind auf der Insel (Glasfaser, just saying).

Positiv denken.  Erfreut las ich von den Initiativen des hiesigen Jugendreferats der Stadt Santanyí für Kinder. Für jedes Dorf der Gemeinde kann ein Ausmalbild heruntergeladen werden, mit dem bunt angemalt die Fenster und Balkons geschmückt werden können.  Zudem strahlen sie abends von 6 bis 7 Uhr über die Dächer hinweg Musik (und Spiele) aus.  Auch das gibt ein gutes Gefühl nicht allein zu sein.

Positiv denken.  Ich freue mich, dass endlich Digitalien in den Köpfen vieler Führungskräfte, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Deutschland einen Stellenwert ja sogar einen positiven Stellenwert erhält.

Positiv denken.  Sehr mitgefreut habe ich mich mit dem Tweet von Bettina Stackelberg (twitter.com/bstackelberg/status/1239809898080321536).  Erst erhielt sie eine kurzfristige Absage eines Workshops, dann vom Auftraggeber die Nachricht, der Workshop werde auf jeden Fall im Herbst gemacht; sie möge jetzt die Rechnung stellen, denn als Selbständige habe sie es ja sicher gerade mit den Einnahmen schwer.

Es gibt doch noch Zeichen für Herz & Hirn, DANKE.

Coronavirus Tagebuch

Meine Eindrücke des Tages halte ich fest und teile sie auf Instagram.  Wenn Du magst, folge mir dort.  Ich ergänze hier jeden Tag ein weiteres Bild mit Link zum Post.

🙏 Nutzt die Möglichkeiten euch online zu vernetzen, es hilft. 💚 Bleibt gesund!
Herzliche Grüße aus Santanyí 💙
Doris

Tag 13 Coronavirus Tagebuch Mallorca
Tag 13
  • Tag 1 Zuhausebleiben an dem Sonntag mit so schönem Wetter, das fiel schwer. Wenn 15 Tage helfen, Coronavirus einzubremsen und…
    instagram.com/p/B9ydkAgqk_u/
  • Tag 2 Zuhausebleiben am Montag ging gut los, denn ich hatte am Sonntag für interessierte Freelancer unserer Coworking Community ein Online-Coworking anberaumt. Bisher mache… instagram.com/p/B91ByDFqeJS/
  • Tag 3 Zuhausebleiben am Dienstag hatte schon mal den bitteren Beigeschmack, dass ich mich nicht auf ein gemeinsames Online-Coworking morgens freuen konnte. Dazu gesellte sich sehr unangenehm… instagram.com/p/B931gWZKbRe/
  • Tag 4 Zuhausebleiben am Mittwoch startete mit der interessanten Beobachtung, dass wir nicht nur Mo-Di-Fr zusammen online coworken möchten, sondern täglich. Allen fehlte das virtuelle… instagram.com/p/B964jrfKrUI/
  • Tag 5 Zuhausebleiben am Donnerstag bringt nun Klarheit, dass mein Seminar im April auch nicht online stattfinden wird. Wer jahrzehntelang Präsenzseminare anbietet kann nur schwer in kurzer Zeit auf online umschalten… instagram.com/p/B99cfQpnvXW/
  • Tag 6 Zuhausebleiben am Freitag war turbulent. Schon am Donnerstag nahm ich ja virtuell an einigen spannenden Sessions des Corporate Learning Camp #clc20digital teil. Rund 450 Teilgebende kamen zusammen… instagram.com/p/B9_-xgPHH6g/
  • Tag 7 Zuhausebleiben am Samstag – einem der normalerweise trubeligen Wochentage im Ort Santanyí. Mit Google Earth gehe ich über den Markt, erinnere mich an schöne Erlebnisse an Markttagen oder wen ich da beim Gang durch die Stände so antreffe. Tipp aus einer unserer Zoom-Talks: mit Google Earth Natur & Kultur einsaugen… instagram.com/p/B-CygvRqute/
  • Tag 8 & 9 & 10 & 11 >> Tag 8 Zuhausebleiben am Samstag ist ein dunkler Tag, zum Glück verabredeten wir uns um halb zwölf und verarbeiten gemeinsam die traurige Nachricht, dass in Spanien weiter zwei Wochen an die Ausgangssperre angehängt werden. >> Tag 9 Zuhausebleiben am Sonntag hat die Erfreulichkeit der Online-Gemeinschaft, wir stellen fest, dass wir gerade viele Bücher lesen. >> Tag 10 Zuhausebleiben am Montag war geprägt von Fragen rund um unsere Liquidität in den nächsten Monaten, kein einfaches Thema. Die Auswirkungen der Corona-Situation sind nun auch in den Firmen Deutschlands angekommen. >> Tag 11 Zuhausebleiben am Dienstag stand unter dem Fokus Abschluss des Beitrags „Remote Work“ für Menschen, die nun relativ unvorbereitet ins Home Office geschickt werden. … instagram.com/p/B-JpLGmHYZq/Beitrag Rayaworx Blog Remote Work: So geht’s
  • Tag 12 Zuhausebleiben am Mittwoch in einem gespenstig ruhigen Santanyí. Da bin ich wieder richtig froh, dass wir uns in einer netten Gruppe um 10:30 zum Online-Coworking treffen. Mit neuen Gesichtern im Zoom-Raum… instagram.com/p/B-MsezfHc6p/
  • Tag 13 Zuhausebleiben am Donnerstag begann frühmorgens um neun mit einer wrrite-in Einheit mit interessierten webgrrls, 10:30 dann wieder Rayaworx Online-Coworking, in dem wir einige coole Link Tipps austauschten und in schmackhaften Themen schwelgten… instagram.com/p/B-PuFiIHJln/

 

2 Antworten auf „Coronavirus & Leben auf Mallorca

  1. Deine Einstellung teile ich. Zusätzlich eine Portion positiver Fatalismus schadet auch nicht. Sagt einer, der die ersten Tage des Lockdowns auf Mallorca noch hautnah miterlebt hat.

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    1. Ja, das war schon ein wildes Hin und Her, dafür dann aber durchgezogen. Was ich andernorts höre verwundert dagegen… Alles Gute!

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